Chotieschauer Frauentracht

Die Chotieschauer Tracht, wie sie einst im Bereich der Chotieschauer Herrschaft getragen wurde, weicht in vielen Belangen recht merklich von den übrigen Egerländer Trachten ab. Typisch waren und sind vor allem die Schinkenärmel und auch das brennende Rot. Lange Zeit sagte man ihr allgemein nach, daß sie keine deutsche, sondern eine slawische (tschechische) Tracht sei. Der Universitätsprofessor Dr. Josef Hanika verteidigte diese Tracht gegen diesen Vorwurf und stellte aufgrund seiner Forschungen fest, daß die Chotieschauer Tracht eine barocke Tracht ist, die in der Fortentwicklung eben ihre eigenen Wege gegangen ist. Im Zuge der Trachtenerneuerung in den dreißiger Jahren hat man alle Eigenarten dieser Tracht genauestens geprüft und fast durchwegs, wenn auch in abgeschwächter Form, beibehalten.

′s Hemmad (Bluse)

Ursprünglich trug man zur Chotieschauer Tracht das sogenannte Schinkenärmelhemd, das vom Arbeitskreis für Trachtenerneuerung in wesentlich kleinerer Formung um- und neugestaltet wurde. Die riesigen Pauschärmel, die in ihrer Form einem Schinken ähnelten und nach ihm benannt wurden, hat man in ihren Ausmaßen ziemlich beschnitten. Unentwegte werden dem Schinkenärmelhemd in seiner ursprünglichen Gestaltung die Treue halten, andere wieder greifen gerne zum erneuerten Hemd (Bluse) dieser Tracht, schon weil es bequemer zu tragen ist. Wir wollen hier beide Hemden-Formen festhalten.

Das alte Hemd, in Hausleinen gearbeitet, besteht aus einer Schinkenärmelbluse mit angesetztem Hemdstock. Das Vorderteil des Hemdes wird wie ein Herrenhemd gearbeitet. 2 Säumchen mit je 1 cm Stoff-verbrauch laufen neben Untertritt und Obertritt, letzterer als Leiste fertig 2 cm breit. Am Hals wird auf beiden Achseln ein kleiner dreieckiger Zwickel eingesetzt. Der Hemdstock wird mit kleinen Falten am Oberhemd angenäht. Die Hemdöffnung vorne reicht bis zum Ansatz des Hemdstockes. Geschlossen wird das Hemd mittels Hemdknöpfchen. Knopflöcher und Knöpfe sind entsprechend anzubringen, etwa 4 Stück. Die volle Ärmelweite beträgt 140 cm. Die obere Ärmelmitte wird auf die Achselnaht gesetzt und die Ärmelkarrte sehr reich (drei- bis viermal) und sehr sorgfältig und gleichmäßig gereiht. Der Ärmelzwickel ist wie bezeichnet einzunähen. Die untere Ärmelkante ist ebenfalls drei bis viermal sorgfältig und gleichmäßig zu reihen, desgleichen die angesetzte Leinenstickerei. Beide werden durch ein 1 bis 1 1/2 cm breites Bündchen verbunden. Letzteres wird durch ein weiß-blaues (weiß-rotes, weiß-braunes usw., je nach der Grundfarbe der Gesamttracht) Wäschebörtchen verziert. An beiden Bündchen-Enden sind ausgenähte Bund-Ösen anzubringen, durch die Bindbänder gezogen werden zum Festbinden der Ärmeltatzen. Das Halsbündchen ist etwa 2 1/2 cm breit. Seine Länge richtet sich nach der Halsweite der Trägerin. Zur Verstärkung des Vorder- und Hinterteiles werden auf beide Achseln noch eigens Achselteile aus dem gleichen Stoff aufgesteppt, die an der Ärmelnaht durch 3 bis 4 Ziernähte abgesteppt sind.

Das erneuerte bzw. vereinfachte Hemd wird aus Leinen gearbeitet. Es ist im Grunde genommen eine wie ein Herrenhemd gearbeitete Hemdenbluse, ähnlich dem alten Hemd. Das Halsbündchen, etwa 1 bis 2 cm breit, ist in der Länge der Halsweite der Trägerin anzupassen. Dieses wird in braun mit einem Hexenstichmuster verziert. Am Vorderteil werden oben 8 Säumchen bei 4 cm Stoffverbrauch angebracht. Die Halskante wird auf die entsprechende Halsweite eingezogen und im Halsbündchen zwischengefaßt. Untertritt und Obertritt werden wie bei einem Herrenhemd gearbeitet. Der Obertritt ist fertig etwa 1 1/2 cm breit, er wird gleich dem Halsbündchen mit einem braunen Hexenstichmuster benäht und beiderseits werden Zackenspitzen angenäht. Geschlossen wird das Hemd mittels Knöpfen. Knopflöcher und Knöpfe sind entsprechend anzubringen, etwa 4 Stück. Die Ärmel sind ca. 80 cm breit und 38 cm lang, die obere Ärmelkante wird wie beim alten Hemd in einer Länge von etwa 65 cm sehr reich (drei- bis viermal) und sehr sorgfältig und gleichmäßig gereiht und zwischen Vorderteil über Achselteil und zwischen Rückenteil, wie in der Schnittanleitung bezeichnet, eingesetzt und festgenäht. Auch die untere Ärmelkante ist drei- bis viermal sorgfältig und gleichmäßig zu reihen, desgleichen die angesetzte Leinen-Stickerei-Spitze. Durch ein 1 bis 1 1/2 cm breites Bündchen werden die gereihte Ärmelkante und die Leinen-Stickerei-Spitze verbunden. Das Bündchen selbst wird durch ein rot-weißes, blau-weißes usw. Wäschebörtchen verziert. Die Bündchenweite beträgt etwa 33 cm. An beiden Bündchen-Enden werden ausgenähte Rund-Ösen angebracht, durch die Bindbänder gezogen werden zum Festbinden der Tatzen. Der Ärmelkeil wird wie in der Schnittanleitung bezeichnet eingesetzt. Am Achselteil wird an der Ärmelkante Gnahwrik-Stickerei in braun, verschieden getönt, aufgenäht. Um die Ärmel entsprechend zum Stehen zubringen, müssen das Hemd, vor allem aber die Ärmel gut gestärkt werden.

′s Leiwl (Mieder)

Das Leiwl ist in der Mustertracht aus dunkelblauem Samt gearbeitet und mit Nesselstoff (ungebleichtem Leinen) unterfüttert. Ist der Rock jedoch aus rotem, grünem oder braunem Stoff erstellt, ist das Leiwl in der Farbe dementsprechend anzugleichen. Allenfalls haben Rock und Leibchen immer die gleiche Farbe. Die Vorderteile werden etwa 25 cm bis zur Brusthöhe mit Fischbein versteift, ebenso wird die Rückenmitte des Leibchens versteift. Links und rechts werden in den Vorderteilen wenigstens je fünf Ösen angebracht, die der Verschnürung dienen. Die Verschnürung erfolgt mit der sogenannten ″Erbsenkette″ aus Silber oder Neusilber (ca. 1 112 m lang) oder mit einer gedrehten Seidenschnur (Immer passend zur Tracht!). Die Leibchenränder werden rundherum mit neurotem Wollstoff, somit mit dem gleichen Stoff wie der untere Rockrand bzw. die dortselbst angebrachte rot umwickelte Schnur eingefaßt. Dieser rote Vorstoß soll nicht mehr als 2 mm betragen. Das Leiwl der Mustertracht zeigt keine weitere Verzierung. Bunte Ornamentstickerei in gedeckten Farben, die mit der Grundfarbe der Tracht gut harmonieren, sind möglich, aber absolut nicht zwingend.

Da Kiedl (Rock)

Angleichung suchend an die übrigen Egerländer Trachten dienen heute bei der Chotieschauer Tracht dunkelblaue, dunkelrote, dunkelgrüne oder dunkelbraune Wollstoffe zur Rockanfertigung. Der Rock ist etwa 80cm lang und unten etwa 2,80m weit. Er reicht bis in die halbe Wade der Trägerin. (Zu kurze Röcke sind der Tracht sehr abträglich und sollten gerade zu dieser Tracht vermieden werden!) In Höhe von etwa 10 cm vom unteren Rockrand wird ein 7 cm oder noch breiteres Band in harmonierender Farbe zur Grundfarbe des Rockes aufgenäht (kein Bauernband, sondern ein glattes Band). Der Rock ist maschinengefältelt (Maschinen-Plissee), jedes Fältchen 2 cm breit. Eine 1 l/2 cm dicke und gestärkte Schnur in Länge der Rockweite wird mit rotem Wollstoff umwickelt und so angenäht, daß vom roten Wollstoff noch ein etwa 7 cm breiter Streifen für Besatz nach innen übrigbleibt. Das Ganze wird nun am unteren Rand des Rockes festgenäht, und zwar sowohl die umwickelte Schnur als auch der Besatzrand. Der gefältelte Stoff wird dann am festen Rockbund vorne am Bauch ohne weitere Faltung, nach hinten auf Bundweite etwas zusammengezogen, festgenäht, am besten zwischengenäht, so daß der Rock drei Wellen, die sogenannten ″Winkan und Wänkan″ wirft.

′s Fürta (Schürze)

Zur Chotieschauer Tracht werden überlieferungsgemäß nur ″glinierte″ = gestreifte Schürzen in den Farben Rot, Blau, Grün, Braun und Gelb getragen aus Baumwolleinen, das man ″Zeesenstoff″ nannte. Die Schürzenlänge beträgt etwa 70 cm. Die Schürze sollte 10 cm kürzer sein als der Rock. Die Schürzenbreite beträgt 110 cm unten und wird, auf normalem Schürzenbund gearbeitet, etwa auf 50 bis 60 cm eingezogen. Die Schürze ist mit ganzeinfachen und schmalen Bindbändern ausgestattet, die unsichtbar bleiben sollten (unter dem Mieder ′verstecken′). Rückenschleife wird zur Chotieschauer Tracht keine getragen!

Der Kopfputz

Einst trug man zur Chotieschauer Tracht hauptsächlich Kopftücher, einfach unter dem Kinn gebunden. Nebenher waren auch ″Riegelhauben″, in der Regel aus rotem Samt gefertigt und mit goldbesticktem Haubenboden, vertreten. Bevorzugt wurde aber ein Haarband getragen. Der Arbeitskreis für Trachtenerneuerung empfahl die Beibehaltung des Haarbandes. Das Haarband ist ein schwarzes Samtband, etwa 4 1/2 cm breit und 52 cm lang und mit weißem Leinenzeug gefüttert. An beiden Enden werden 6 cm breite weiße Leinenbänder gefältet angenäht. Diese Leinenbänder sind mit Ornamentenstickerei in verschiedenem Braun verziert. Sie sind etwa 25 cm lang. Eine 10 cm langeTüllspitze in etwa 25 cm Breite wird auf Leinenbandbreite eingezogen und als Abschluß an das Leinenband angenäht. Statt der Leinenbinder können auch Bänder aus Seide verwendet werden.

′s Schultertöichl (Schultertuch)

Das Wäischebörtchen auf den Achseln des erneuerten Hemdes (Bluse) spricht eigentlich gegen das Tragen eines Schultertücherls, wie es bei den anderen EgerländerTrachten üblich ist. Aber es bestehen gegen das Tragen eines Schultertücherls (etwa80x 80cm) mit Fransen keine Bedenken. So wie bei den anderen Trachten wird ein passendes buntes Schultertücherl aus Wolle oder Baumwolle zur Hebung der gesamten Tracht beitragen, dies umso mehr, wenn die Farben des Tücherls mit der Gesamttracht harmonieren. Zwingend natürlich ist das Tragen eines Schultertücherls nicht.

Da Spenza oder ′s Umhängtoichl (Überjacke oder Umhängetuch)

Auch zur Chotieschauer Frauentracht wird ein Spenzer getragen. Der Grundschnitt gleicht ebenfalls dem der Unterländer Tracht. Es ist darauf zu achten, daß die Schinkenärmel des Spenzers noch größer zugeschnitten werden, da ja die Blusenärmel zur Chotieschauer Tracht besonders groß sind. Als Stoff verwendet man einen weißen Tuchstoff. Der Spenzer ist völlig schmucklos, nur die Ärmel erhalten grüne Aufschläge. Ein schönes echtes Umhängetuch, oder auch ein gestricktes oder gehäkeltes Tuch kann als Kälteschutz ebenfalls getragen werden. Abzulehnen ist auch zu dieser Tracht eine Stola oder ein ähnlicher Umhang!

D′ Strümpf (Strümpfe)

Zur Chotieschauer Tracht trägt man schon seit eh und je einzig und allein rote Strümpfe. Dieser Tatsache konnten und wollten sich die Trachten-Erneuerer nicht entziehen. Rote Strümpfe werden somit auch weiterhin zu dieser Tracht getragen.

D′Schouh (Schuhe)

Zur Tracht gehören einzig und allein schwarze, geschlossene Schuhe mit flachem oder halbhohem Absatz. (Sandaletten oder sonstige offene Schuhe gehören nicht zur Tracht!)

′s Untazoihzeich (Unterwäsche)

Unter der Tracht ist ein weiter und gut gestärkter weißer Unterrock zu tragen. Die für die tanzende Jugend vorgeschriebenen weißen Leinen-Unterhosen sind wie eine Schlafanzughose geschnitten und werden am Beinende mit einer weißen Wäschespitze versehen, aber beileibe nicht zu dem Zweck, daß diese Spitze oder gar das Hosenbein unter der Tracht hervorschaut. Die Hose hat lediglich den Zweck, daß beim Tanzen auf der Bühne den Zuschauern keine Untersicht auf eventuelle kurze Höschen und nacktes Bein geboten wird.
 

Chotieschauer Frauentracht
Nur bei der Chotieschauer Frauentracht
wird der Rock plissiert! Ein extrem breites
Band wird als Schmuck oberhalb des
Rocksaumes angebracht. Der Saum wird
durch eine Schnur verstärkt, die mit rotem
Wollstoff umwickelt ist. Der Rock soll
damit drei Wellen werfen, (″Winkan u
Wänkan ″). Schürzenbinder oder
-schleifen werden zu dieser Tracht nicht
getragen - der Rock soll ja besonders
zur Geltung kommen!