Unna Eghalanda Tråcht

Da Bou:

I bin a Eghalanda Bou
u bin stolz aaf ma(n Tråcht!
I zöigh se gern oa(n,
u sie stäiht mir sua schäi(n;
scho(n doi schnäiweißn
gstricktn Batzerlstrümpf
u döi Huasn, döi schwarza,
wos göiht bis üwas Knöi.

Schwårza Schouh, a weißs Hem(d
u a ledarns Gschirr,
a Huasnoa(n)toudara,
a goldana, droa(n;
doch s schänst is da Flodara,
how i dean aaf,
dåu kumm i daher
wöi a richtigha Moa(n.

alla Måidla drahn d Köpf
u måchn schäi(n augn,
se stenga ba mir
u bewunnern ma(n Gwånd.
affa låch i u sogh:
″Jå, gella, dåu schauts!
I bin hålt a Bou asn Eghalånd.″
 

s Måidl:

aaf ma(n Tråcht bin i stolz,
wal s ma hålt sua gout stäiht,
u des is da Grund,
da(ß i s gåua gern trogh.
U wenn i damit
aaf da Stråuß drassn gäih,
dåu schaun oin ållawaal
a d Leit alla nau(ch.

Dea lummarada Ruak
u dea glänzada Schua(r)z,
oa(n da Blusn döi spitzn
u s Töichl sua schäi(n,
as Moida mit Pattalan
reich nu(ch bestickt,
u Batzerlstrümpf,
döi leuchtn ban Gäih(n.

aaf ma(n Tråcht bin i stolz,
u i zöigh se gern oa(n,
waal döi Tråcht, des wåiß i,
döi håut ihran Sinn:
Denn wenn i se oa(n) ho(b,
dåu wåiß i ganz gwiß
da(ß i wirkle a Måidl
asn Eghalånd bin.

(Irmgard Rippberger-Gatscha)
 

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Die erneuerte Egerländer Tracht

Der Bund der Deutschen, ein sudetendeutscher Schutzverband zur Erhaltung des Volksgutes, war es, der Anfang der dreißiger Jahre sogenannte ″Trachtenfeste″ veranstaltete und dazu aufrief, die alten Egerländer Trachten aus Truhen und Schränken herauszuholen, in denen sie annähernd 50 Jahre ruhten, und zu diesen Festen zu tragen. Diese Aufforderung fand ein ungeahntes Echo, die Egerländer besannen sich wieder auf ihre Trachten und forderten so manches schöne Stück oder gar ganze Trachten zutage. Da sah man plötzlich wieder den sogenannten ″Festtagsstaat″ der alten Egerländerinnen, der aus den schönsten Samt-, Seiden- oder Wollstoffen, herrlichen Schulter- und Umhängetüchern, Spenzern, buntbestickten Brokatbändern, Gold-, Silber-, Weiß- und Flinnerlhauben, Silberschmuck, handgestrickten Strümpfen mit den kompliziertesten Strickmustern, Schnallenschuhen usw. bestand. Auch die alten Männertrachten konnten sich sehen lassen mit ihren schwarzen Pumphosen, verschiedenfarbigen Schwenkern, Jankern und Westen, mit dem Binderhut (Floderer) oder dem Quastenhut, den Hosenträgern mit den funkelnden Oa(n)toutaran, den schweren Uhrketten, den Schnallenschuhen oder Stiefeln und vielem mehr. Man lernte wieder, diese Dinge zu schätzen, und so war das Interesse an den alten Egerländer Trachten in weiten Bevölkerungskreisen geweckt. Die Egerländer zeigten sich bei den verschiedenen Veranstaltungen plötzlich wieder in Tracht. Aber schon bald stellte sich heraus, daß es nicht mehr genügend Trachten gab und außerdem die alten schon recht brüchig und verschlissen waren. Nunmehr ging man daran, neue eigene Trachten zu schneidern. Hierbei stieß man naturgemäß auf große Schwierigkeiten, denn zum einen gab es nicht mehr die alten Stoffarten und Zubehöre und zum anderen auch keine Nähanleitungen. Dies alles aber war wichtig in Hinsicht darauf, daß es ja nicht nur eine Egerländer Frauen- oder Männertracht gab, sondern mehrere, die untereinander stark abwichen. So gab es Unterschiede nicht nur zwischen den einzelnen Landschaften, sondern oft sogar schon von Ort zu Ort. Um nun einen Wildwuchs bei den neuen Trachten zu vermeiden, der unweigerlich eingesetzt hätte, wurden unter Leitung des Historikers Prof. Dr. Hanika der Karls-Universität, Prag, in Zusammenwirkung mit dem ″Bund der Deutschen″ Arbeitskreise für die Trachtenerneuerung der einzelnen Gebiete gegründet. Diese Arbeitskreise gaben, streng angelehnt an die historischen Trachten, jedoch unter Weglassung so mancher völlig überlebter Dinge und unter Zugrundelegung der nunmehr vorhandenen Stoffarten und Möglichkeiten, neue Vorschriften für die Trachten heraus. Man hat auch nicht alle Trachten bzw. auch nicht alle Details erneuert, sondern versucht, die Anfertigung so leicht wie möglich zu machen, um Fehlerquellen möglichst auszuschließen. Aus diesem Grund konnte auch die Vielfalt der alten Trachten nicht mehr erreicht werden. Starke Abstriche wurden vor allem bei den Männertrachten gemacht. Hier bestimmte man, daß die Egerer Männertracht für das gesamte Egerland-Gebiet gelten kann. Das hieß natürlich nicht, daß daneben nicht auch alle anderen Männertrachten Gültigkeit haben sollten, aber bei der Trachtenerneuerung wurde allein die Egerer Männertracht ausgewiesen. Die Egerer Frauentracht, die ja früher auch nur in Eger selbst und eng um Eger herum getragen wurde, galt gemäß der Erneuerung, neben den Trachten der einzelnen Landschaften, ebenfalls als tragbar für das gesamte Egerland, denn sie war von allen Frauentrachten am leichtesten herzustellen. Um aber, wie das ja bei den Trachten der Landschaften der Fall ist, wieder erkennen zu können, woher die Trachtenträgerin kam, bestimmte man, daß der Kreis Eger grüne Leibchen tragen sollte, der Kreis Karlsbad blaue, der Kreis Luditz beige, der Kreis Tachau lila usw. Diese Vorschrift setzte sich aber bei den Frauen nicht durch, sie wählten sich jeweils die Farbe, die ihnen ihrer Meinung nach am besten zu Gesicht stand. Das tat zwar in der Gesamtheit der Egerer Tracht keinen Abbruch, denn jede Farbe (matt) ist zuläßig, außer schwarz, aber man konnte nicht mehr erkennen, aus welcher Gegend die Trachtenträgerin kam. Neben der Egerer Tracht wurden noch weitere Frauentrachten aus sieben Gebieten erneuert. Die Anschaffung dieser Trachten aber war wesentlich teurer und vor allem schwieriger. Aber dessen ungeachtet wurden bis 1938 viele unterschiedliche Frauentrachten erstellt. Während des 2. Weltkrieges wurde es um die Trachten etwas stiller, Trachtenfeste gab es kaum noch und auch sonst wenig Gelegenheit ,sie zu tragen. 1945 kam die Vertreibung aus der angestammten Egerländer Heimat. Trotz des Verlustes fast der gesamten Habe gelang es einigen Unentwegten, ihre Tracht oder Teile davon mit herüberzuretten. Bald sah man bei den Zusammenkünften der Vertriebenen die eine oder andere Egerländer Tracht auftauchen, anfangs oft etwas zusammengewürfelt, aber der Wille, kund zu tun, hier steht ein Egerländer, ließ so manche strenge Trachtenvorschrift einfach vergessen. Inzwischen sammelten sich die Egerländer auch wieder und gründeten den Bund der Eghalanda Gmoin. Als sichtbare Verbundenheit zu ihrem Volksstamm wurde erneut der Wunsch nach dem Tragen ihrer Tracht wach, und bereits in den fünfziger Jahren lief die Anfertigung auf Hochtouren und die erste Egerländer Trachtenfibel von Josef und Luise Weitzer entstand. Auch nach der Vertreibung werden die Trachten gemäß der seinerzeitigen Trachtenerneuerung hergestellt.

Da die erste Trachtenfibel längst vergriffen ist, ich aber all diejenigen, die sich bemühen wollen, wieder zu einer echten und damit auch schönen Egerländer Tracht zu kommen, unterstützen möchte, wurden von mir die Unterlagen für diese Fibel erarbeitet und in die Hände der Egerland-Jugend, der ich ja schon immer ganz besonders verbunden war, gelegt. Die Fibel wird unter ihrer starken Mitwirkung herausgebracht.

Der Sudetendeutschen Stiftung danke ich für die Zurverfügungstellung der von Frau Hilde Seidl, Wien, gezeichneten Trachtenbilder. Ich danke auch dem Bundesverband der Sudetendeutschen Landsmannschaft, der einen Teil der Vorarbeiten unterstützt hat.

Gießen, März 1986

Leni Fritsch
Bundesbeauftragte für Frauenarbeit
und Trachten
im Bund der Eghalanda Gmoin e.V.

Leni Fritsch
 
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Der Regierungsbezirk E G E R
und die Bereiche der Frauentrachten

Karte

Die eingezeichneten ″Grenzen″ sind nicht als absolut starr anzusehen, sondern dienen nur als Richtlinien. Die Trachtengebiete gingen fast überall fließend ineinander über.